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Lenz-Tor nicht anerkannt Alles schien sich gegen die
Berliner verschworen zu haben: Der Eisenhüttenstädter Führung ging ein ungeahndetes Foul von Rath an Fensch voraus, dann pfiff Schiri Schrank ein Freistoßtor von Lenz ab, weil sich F. Bartz zu früh aus der Mauer gemogelt hatte,
der Ball aber schon in Richtung Tor unterwegs war (33.), und schließlich steigerte sich der vor dem Wechsel unsicher wirkende Wehner zu einer schier unüberwindbaren Mauer gegen die in der zweiten Hälfte mit Mann und Maus
stürmenden Hohenschönhauser. Unglaublich, daß der Schlußmann Pronitschews Kopfball noch zur Ecke lenken konnte (88.). Allerdings muß man sich auf seiten der Rot-Weißen auch an die eigene Nase fassen, Gründe für die Niederlage
im eigenen Lager suchen!
Die erste Hälfte wurde fast verschlafen, die häufig aufrückende und mit der Abseitsfalle operierende Abwehr des öfteren überlaufen, wobei der EFC vorzugsweise Pässe in die Tiefe oder in die
Rücken der Verteidiger spielte. Die antrittsschnellen, explosionsartig konternden Ott, Wenzel, Lakomski und Trainersohn Rath blieben über die gesamte Spielzeit gefährlich, zumal Fensch den ersten Torschützen nicht unter
Kontrolle bekam und Lenz' Vorzüge gegen Lakomski eher im direkten Zweikampf denn in der Laufbereitschaft zu suchen waren. Darüber hinaus wirkte das Angriffsspiel über den rechten Flügel zu stereotyp, weil die Flanken von
Jesse/Zöphel eine sichere Beute der Abwehr wurden. Schließlich wurde Henschel von Culafic abgemeldet, während man bei "Gorbi" Pronitschew stets den Eindruck hatte, daß er mit unsauberen Mitteln (Handspiele, ständiges
Fallenlassen) den Erfolg suchte.
Die Einwechselung von Franke leitete eine starke zweite Halbzeit der Berliner ein, weil Kapitän Brestrich ins Mittelfeld ging, wo Nikol auf dem linken Flügel endlich auftaute, aber der
für den neuen Mann zurückgezogene Henschel weiterhin keine Akzente setzen konnte. Chancen über Chancen versiebten die Berliner durch Pronitschew, Oesker und Brestrich (Trainer Koch: "Wir vergaben Gelegenheiten für drei Spiele!"),
mußten andererseits aber auch anerkennen, daß "Hütte" trotz des Fehlens von Hirsch und den Schulz-Brüdern über genügend Substanz verfügte. Das "letzte Aufgebot" (Trainer Rath) überzeugte mit (leider) zu
selten gezeigtem Direkt- und Kurzpaßspiel im Mittelfeld sowie durch Konterfußball. So vereitelte der gegen Weber auf der Linie klärende Brestrich (27.) ebenso einen höheren Gäste-Erfolg wie Oster, der den mit Schwindelanfällen
ausgewechselten Dittrich ersetzte.
FC Berlin:
Dittrich (58. Oster); Brestrich; Fensch (46. Franke), Lenz; Jesse █, Zöphel, Reckmann, Oesker, Nikol; Henschel, Pronitschew Eisenhüttenstädter FC Stahl:
Wehner; Weber; J. Bartz, Culafic; Ott, Wiemer, Kluge, F. Bartz █, Wenzel; Lakomski, M. Rath
0:1 Rath ( 4.)
0:2 Wiemer (55.) 1:2 Brestrich (72.)
Schiedsrichter: Schrank (Reinholshain) Zuschauer: 147
Matthias Schodrowski, Fußballwoche, 25.04.1994

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